Infrastrukturprojekte wie der Kanalbau der „Isabella Clara Eugenia“

Was schiefgehen kann, geht schief – von Eric Mozanowski, Immobilienfachmann, Stuttgart, Berlin

Nicht erst im 21. Jahrhundert können Infrastrukturprojekte einfach missglücken und im Nichts enden. Dieses vielbeachtete Phänomen gab es auch schon im 17. Jahrhundert. Eric Mozanowski Denkmalschutzexperte und Autor aus Stuttgart verfolgt Immobilienprojekte deutschlandweit und setzt auf Denkmalschutz.

Eric Mozanowski referierte in Stuttgart darüber hinaus über die nicht zu vergessenen geschichtlichen Schutzgründe, die bei den Sanierungen einen wichtigen Stellenwert betrug: „An vorderster Stelle stehen geschichtliche Schutzgründe. Die einzelnen Denkmalschutzgesetze kennen den sogenannten Erinnerungswert wie beispielsweise bei den Wirkungsstätten namhafter Personen oder Schauplätzen historischer Ereignisse. Der Assoziationswert, wenn das Schutzobjekt im Bewusstsein der Bevölkerung Bezüge zu bestimmten politischen, kulturellen oder sozialen Verhältnissen oder Ereignissen aufweist, ist nicht zu unterschätzen“, erläutert Immobilienexperte Eric Mozanowski.

In zahlreichen Veröffentlichungen weist Eric Mozanowski auf die Besonderheiten der Baukunst und den Erhalt des kulturellen Erbes hin. Isabella Clara Eugenia war eine Prinzessin aus Spanien und heiratete 1598 den österreichischen Erzherzog Albert. Der spanische König, Philipp II., übertrug seinem Sohn und seiner Schwiegertochter mittels Hochzeitsgeschenks die sog. „Spanischen Niederlande“. Dazu gehörte auch das damalige Herzogtum Geldern. Das liegt heute in Deutschland. Damals führte in Europa jeder gegen jeden Krieg und bekanntlich sind Auseinandersetzungen dieser Art extrem wirtschafts- und entwicklungsschädigend. Es tobte ein 80-jähriger Krieg zwischen Spanien und den Niederlanden, Verwüstungen in den Spanischen Niederlanden durch Kriegshandlungen waren an der Tagesordnung. Ein sinnloser Krieg raubte also der Wirtschaft die Energie. Seit 1621 war Isabella Clara Eugenia verwitwet. Nach Ende der Kriegshandlungen standen sich Spanier und Niederländer weiter feindlich gegenüber.

Infrastruktur zur Belebung nach einem langen zermürbenden Krieg

1622 wurde beschlossen, einen Kanal zu bauen. Es sollte also von Venlo bis Rheinberg gegraben werden; damit sollten die Maas und der Rhein verbunden werden. Passenderweise hieß der Kanal „Fossa Eugenia“. Der erste Spatenstich wurde vor den Toren Rheinbergs getan. Der Bau gestaltete sich technisch schwierig und musste militärisch abgesichert werden, da die Niederländer keinesfalls ein solches Projekt in ihrer Umgebung dulden wollten. So wurden einige Kilometer entfernt Forts oder Schanzen gebaut. Eine dieser Schanzenanlagen kann man heute noch an der Lindsfort unfern von dem Ort Walbeck sehen. Beim Bau ging schief, was schiefgehen konnte. Nach den Erzählungen war ein Herr Hasevoet Unternehmer oder Aufseher. Er soll unfassbare Unterschlagungen und Betrügereien begangen haben. Daraufhin wurden die Arbeiter nicht entlohnt. Auch die Bevölkerung war gegen den Bau. Technische Schwierigkeiten, persönliche Streitereien, Unfähigkeiten, Widerstand der Landbevölkerung und militärische Probleme führten dazu, dass die Erstellung des Kanals 1629 endete und nie wieder aufgenommen wurde. Noch heute kann man Teilstücke des Kanals, z.B. bei Rheinberg, besichtigen.

Napoleon wollte ebenfalls graben lassen

Aber auch Napoleon scheiterte 200 Jahre später mit einem ähnlichen Projekt. Nach der Besetzung des Rheinlandes plante Napoleon einen Kanal, der von Neuss kommend den Rhein mit der Maas verbinden sollte. Man sieht also, dass gescheiterte Infrastrukturprojekte nicht nur im 21. Jahrhundert, wie der Berliner Flughafen, Geld und Zeit verursachen und politisch nicht durchsetzbar sind. Sondern dies zieht sich durch die Geschichte, wobei ein ganz wesentlicher Aspekt heute weggefallen ist. Seit Ende des 2. Weltkrieges und Gründung der Europäischen Union sind jedenfalls kriegerische Auseinandersetzungen in Europa nicht mehr der Grund, warum Infrastrukturprojekte scheitern.