Denkmalschutz im Wandel der Zeit

Erfolgreiche Restaurierung und durch die Methodik der 3D Rekonstruktion wird der Glanz und die Prächtigkeit der Entstehungszeit ins Heute transportiert

„Stellenwert und Ziele des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege haben sich im Laufe der Jahrhunderte verändert. Investitionen in Denkmale sind eine der schönsten Verbindungen privatwirtschaftlicher Interessen mit einem öffentlichen Anliegen. Konservatorische Maßnahmen und die Wiederherstellung von historischen Gebäuden sind oft vergleichsweise aufwendig und teuer, und schon viele Bauherren stellten sich unter den Belastungen einer Modernisierung die Frage, warum sie den „alten Kasten“ nicht einfach abgerissen und an seine Stelle einen funktionalen Neubau gestellt haben?“ gibt Immobilienexperte Eric Mozanowski aus Stuttgart die Frage an die Teilnehmer weiter. Auch der Denkmalschutz und die Denkmalpflege stehen im Wandel der Zeit. Hier finden sich die Antworten, denn erfolgreiche Denkmalsanierungen bringen die Pracht der Entstehungszeit ins Heute zurück, wie am folgenden Beispiel.

Denkmalschutz im Wandel der Zeit
Denkmalschutz im Wandel der Zeit

St. Kastulus in Moosburg

Die katholische Pfarrkirche St. Kastulus in Moosburg an der Isar wurde unter Bischof Adalbert 1171 neu erbaut und in ihrer heutigen Gestalt als Stiftskirche des Benediktinerklosters St. Maria und St. Kastulus nach einem Brand 1207 schließlich 1212 neu geweiht. Das romanische Westportal der ehemaligen Stiftskirche stammt nach bisherigen Untersuchungen aus dem Umbau der Kirche Ende des 12. Jahrhunderts und wurde eventuell nach dem Brand und der Erweiterung der Kirche vergrößert. Eine wahrscheinlich vorhandene Vorhalle wurde entweder bereits nach dem Brand oder erst während der Säkularisation im frühen 19. Jahrhundert abgebrochen.

Der Erhaltungszustand des Portals, das zum größten Teil aus Kalk- und Grünsandstein besteht, war schon seit Jahren Besorgnis erregend. Nach Restaurierungsmaßnahmen im 19. Jahrhundert und Festigungsarbeiten sowie dem Austausch einer Säule in den 70 er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde bereits seit 1976 über die Anbringung eines Vordachs zum Schutz des Portals und eine Reinigung beziehungsweise Festigung des Steins diskutiert.

2006 schließlich wurde vom Restaurierungsbüro Herkner mit Restaurierungs- und Sicherungsmaßnahmen an dem Portal begonnen.

Inzwischen besitzt das Portal ein schützendes Vordach, das die gereinigte und restaurierte Fassade vor Regen und schädigenden Umwelteinflüssen schützt.

Bei den Vorarbeiten zur Reinigung wurden zahlreiche mit dem bloßen Auge nicht sichtbare Spuren von Farbpigmentierung entdeckt, die es möglich machten die ursprüngliche Farbigkeit des Portals zu rekonstruieren.

3D Rekonstruktion bring die Pracht der Erstehungszeit zurück

Durch die Methode des Monitoring, bei der die 3D Scantechnik zum Einsatz kommt, wurde nicht nur die Farbigkeit dreidimensional rekonstruiert sondern auch gleichzeitig Konzepte zur Prävention erarbeitet. Durch die 3D Rekonstruktion war die Präsentation der Farbbefunde durch materialrealistische Bilder möglich. Fast unglaublich ist die realistische 3D Präsentation von der farbenprächtigen mittelalterlichen Erscheinung des Portals. Die Oberflächenwirkung und die Oberflächenbeschaffenheit des bemalten Steins werden durch diese Methodik visuell reproduziert. Wenn man sich ins Gedächtnis ruft, wie eindrucksvoll uns schon zweidimensionale Rekonstruktionen mittelalterlicher Bemalungen erscheinen, kann man sich vorstellen wie realistisch plastisch das Portal dreidimensional wirkt. Es scheint erkennbar an welchen Stellen die Oberfläche Schatten wirft und das Licht durch die aufgetragene Farbe reflektiert wird. Man fühlt sich in die Bauzeit zurückversetzt und das Portal glänzt in der Pracht seiner Entstehungszeit vor den Augen des Betrachters fast 900 Jahre später.

V.i.S.d.P.:

Eric Mozanowski

Der Verfasser ist für den Inhalt verantwortlich